Wabi-Sabi-Chawan

Wabi-Sabi (侘寂) ist eine japanische Philosophie, eine Lebenshaltung. Neben vielen Parallelen zu ZEN bedeutet Wabi-Sabi auch die Ästhetik des Unperfekten, Unvollkommenen, dessen Schönheit sich vor allem in seiner Asymmetrie, rauen Schlichtheit und Bescheidenheit offenbart. Eine gelungene Chawan (茶碗) verkörpert im besten Sinne Wabi-Sabi. Hier zeige ich meine Versuche, Chawan (aber auch Yuzamashis, Mizusashis und Hobin) herzustellen, die in ihrer derben Unvollkommenheit vollkommen und in ihrer Präsenz harmonisch sind. Am glücklichsten bin ich über das Ergebnis immer dann, wenn ein Stück von mir so aussieht als sei es so "gewachsen", stünde es in der Natur. ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................Ich arbeite ohne elektrische Drehscheibe, da die Schnelligkeit, mit der eine Teeschale darauf entsteht, meines Erachtens nicht zum Wesen einer Chawan passt. Auch gestalte ich nicht mit der sog. Wulsttechnik (Himo-Zukuri), da ich den Gedanken nicht mag, eine Chawan aus mehreren Teilen Ton herzustellen. Ich forme nahezu alle Stücke in der Tebineri-Technik. In meinem Verständnis für eine Chawan passt es am besten zu ihr, in aller Ruhe und aus einem einzigen Stück Ton geformt zu werden. Manchmal wende ich auch die Shojiro-Technik an, d.h. ich schneide die Chawan mit einem Schlingmesser im lederharten Zustand aus einer nur grob vorgeformten Schale heraus. Die Unregelmäßigkeit einer Chawan soll in meinen Augen ausschließlich daraus enstehen, dass man den richtigen Zeitpunkt erkennt, in dem man aufhört, an ihr zu arbeiten. Alle meine Schalen werden im Gasofen in kurzer Zeit (Raku - 楽焼) bei 1000 °C gebrannt, glühend aus dem Ofen geholt und in Holzspänen reduziert. Das Ergebnis ist unvorhersehbar und immer eine Überraschung. ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Monday, February 4, 2013

Habe heute eine wohl total in Vergessenheit geratene, sehr alte littauische Weise der Oberflächenbehandlung auf drei b-Schalen ausprobiert. Der Scherben bleibt dabei unversiegelt, dennoch wird er wohl etwas wasserresistenter als ein nur geschrühtes Stück. Nicht uninteressant. Ich denke, besonders für Deko-Fliesen (man stelle sich eine Wand nur mit Fliesen dieser Art vor...jede anders) oder für Teller (da die Ergebnisse scheinbar besonders interessant werden, wenn sich die Flüssigkeit "liegend" einbrennen kann) geeignet. Habs eben übrigens getestet: es ist ein sehr angenehmes Gefühl, daraus Tee zu trinken - bin überrascht.