Nach meiner Holzbranderfahrung in Ungarn habe ich meinen Raku-Ofen verkauft - nach vielen Jahren Raku sollte etwas Neues kommen. Holzbrand in der Stadt zu realisieren ist allerdings mehr als schwierig - aber mit etwas Aufwand werde ich meine Arbeiten zu einem Holzbrand-Keramiker fahren, bei dem ich ein kleines Eckchen seines Ofens nutzen darf - das ist allerdings noch Zukunftsmusik, denn: ich stemme gerade ein anderes Langzeit-Projekt und da liegt die Keramik auf Eis. Da es aber noch einige Schalen gab, deren Resultate nach dem Rakubrand noch nicht gut waren, habe ich sie nochmals in einem Elektroofen gebrannt und zum Teil einfach nochmals Glasur aufgelegt - die Resultate können sich sehen lassen, wie ich finde :-) (es gibt noch mehr, aber die kommen später).
Wabi-Sabi-Chawan
Wabi-Sabi-Chawan
Wabi-Sabi (侘寂) ist eine japanische Philosophie, eine Lebenshaltung. Neben vielen Parallelen zu ZEN bedeutet Wabi-Sabi auch die Ästhetik des Unperfekten, Unvollkommenen, dessen Schönheit sich vor allem in seiner Asymmetrie, rauen Schlichtheit und Bescheidenheit offenbart.
Eine gelungene Chawan (茶碗) verkörpert im besten Sinne Wabi-Sabi. Hier zeige ich meine Versuche, Chawan (aber auch Yuzamashis, Mizusashis und Hobin) herzustellen, die in ihrer derben Unvollkommenheit vollkommen und in ihrer Präsenz harmonisch sind. Am glücklichsten bin ich über das Ergebnis immer dann, wenn ein Stück von mir so aussieht als sei es so "gewachsen", stünde es in der Natur.
..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................Ich arbeite ohne elektrische Drehscheibe, da die Schnelligkeit, mit der eine Teeschale darauf entsteht, meines Erachtens nicht zum Wesen einer Chawan passt.
Auch gestalte ich nicht mit der sog. Wulsttechnik (Himo-Zukuri), da ich den Gedanken nicht mag, eine Chawan aus mehreren Teilen Ton herzustellen.
Ich forme nahezu alle Stücke in der Tebineri-Technik. In meinem Verständnis für eine Chawan passt es am besten zu ihr, in aller Ruhe und aus einem einzigen Stück Ton geformt zu werden.
Manchmal wende ich auch die Shojiro-Technik an, d.h. ich schneide die Chawan mit einem Schlingmesser im lederharten Zustand aus einer nur grob vorgeformten Schale heraus.
Die Unregelmäßigkeit einer Chawan soll in meinen Augen ausschließlich daraus enstehen, dass man den richtigen Zeitpunkt erkennt, in dem man aufhört, an ihr zu arbeiten.
Alle meine Schalen werden im Gasofen in kurzer Zeit (Raku - 楽焼) bei 1000 °C gebrannt, glühend aus dem Ofen geholt und in Holzspänen reduziert.
Das Ergebnis ist unvorhersehbar und immer eine Überraschung.
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Sunday, February 18, 2018
Monday, May 1, 2017
9 tolle Tage im International Ceramics Studio in Kecskemét, Ungarn
Das International Ceramics Studio (ICS) in Kecskemét ist ein wundervoller Ort....hier habe ich an einem Glasuren- und Holzbrand-Workshop von Markus Böhm teilgenenommen. Eine tolle und arbeitsreiche Zeit. Ca. 10 Stunden pro Tag waren wir am Arbeiten - und es hat irrsinnig Spaß gemacht. Hier erstmal Bilder vom ICS:
die kleine Bibliothek unter dem Dach - ein so gemütlicher Ort...
Wir haben in diesen Tagen mit 5 unterschiedlichen Tonen über 1000 Test-Tiles hergestellt, nummeriert, die unendlich vielen Glasurprobenmischungen am Computer (tolles Programm/System...aber komplex...) konzipiert, dann hergestellt und auf die Tiles aufgebracht und schließlich im Holzbrandofen (von Masakazu Kusakabe gebaut!) über insgesamt 12 Stunden durch die Nacht im Schichtdienst gebrannt, von 19:00 - 19:00 - das war grandios! :-) Wir waren 2 Frauen aus Ungarn, 1 Amerikaner und eine amerikanische Griechin mit ihrem Mann, der in der Zeit an seinem Buch geschrieben hat und zwei Frauen aus Deutschland - und unser Dozent mit seiner Frau. Meine drei Schalen sind bei den hohen Temperaturen von ca. 1370 °C leider ziemlich eingesackt...überhaupt gab es einigen "Schwund" durch Tiles, die in Schalen gefallen sind etc... Auch schoss die Temperatur plötzlich höher als geplant...so sind die Glasurergebnisse zwar spannend aber letztlich nicht ganz so repräsentativ. Die tollsten Ergebnisse waren von Eric - er hat seine Sachen zum Teil nicht glasiert und die nur vom Ascheanflug enstandenen Glasuren sind einfach wunderschön. Aber wir konnten lernen, wie die Glasurmischungen enorm anders auf den unterschiedlichen Tonen und unterschiedlichen Positionen im Holzbrandofen und auch im Vergleich zum Gasofen (hatten wir auch befüllt) aussehen.
wahnsinn oder? :-) sooo viele Tiles...mit Temmoku, Lava, Holzasche, Celadon und andere...
und hier die Platten...
hier kann man sehr schön sehen: jede Platte hat die gleichen verschiedenen Oribemischungen - aber bei jeder Platte sind die Farben und Haptik der Glasuren ganz anders geworden - je nach Ton, Position im Ofen, und ob im Gasofen gebrannt. Enorm! Auf diese Testweise kann man gleich ganz viel auf einmal rausfinden...
der Krug und die Vase sind nur vom Ascheanflug glasiert...wunderschön!
Und hier meine drei Schalen vorher und nachher. Bei dem Nachherfoto auf den Kästchen habe ich fürs Foto geschummelt - wie man ein Bild später sieht sind sie einfach zusammengesunken - war zu heiß für meinen Ton...schade, denn bei zweien war das Glasurergebnis sehr schön. In eine ist sogar beim Brand ein Tile reingefallen, die dritte hats ganz zu Boden gerissen...also war nix mehr zu retten.
:-)
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